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Die Cloud Gaming Wars haben noch nicht mal angefangen – und ich bin schon genervt davon.

Falk Ebert  24. Februar 2020  Keine Kommentare  4 Minuten zu lesen  Gaming

Der technische Proof of Concept ist erbracht: Cloud Gaming funktioniert. Aktuelle Spiele überall spielen, wo man Internet hat! Also überall, außer in Deutschland. Klingt nach Zukunft. Wenn da nicht das Thema Exklusivität wäre…

Läuft

Warum eine Konsole kaufen, wenn ich das Spiel auch gestreamt bekommen kann?  Es ist schon verrückt: Da schickt man per Controller seinen Tastendruck irgendwo in die Cloud, dort wird das Spiel berechnet und per Videostream in HD zurückgeschickt. Und am Ende fühlt sich das flüssig an. Klar, eSports-Titel machen so noch keinen Sinn. Aber ich war im Test wirklich überrascht, wie flüssig die Spiele bei Stadia, Geforce Now und Co laufen, wenn man stabiles Internet hat.

Wenn da nicht die Sache mit den Rechten wäre…

Als Early Adopter von Google’s Dienst Stadia begann meine „Cloud Gaming“-Erfahrung mit der Founder’s Edition und Red Dead Redemption 2. Durchgespielt – begeistert. Runde Sache. Und dann ging die Nerverei los.

Stadia-Stau

Da die kostenlosen Stadia-Pro-Titel mich nicht wirklich überzeugen konnten – Landwirtschaftssimulator, vielen Dank – wollte ich mir ein neues Spiel dafür kaufen. Spiel meiner Wahl wäre Fallen Order gewesen, aktueller „Star Wars“-Titel von EA. Das Problem: Das kann man nicht über Stadia kaufen.

Denn dort gibt es inzwischen nur eine erschreckend geringe Auswahl an Spielen. Und EA-Spiele machen sich rar. Vermutlich entweder, weil EA einen eigenen Streaming-Dienst plant. Oder, weil EA die Hoheit über die Nutzer-Daten nicht abgeben möchte und auf eine Integration ihres verhassten Origin-Dienstes drängt. Danke für nichts.

Geforce Later

Grund genug, Stadia untreu zu werden. Denn Grafikkarten-Hersteller Nvidia springt überraschend schnell auf das (für ihn disruptive) Geschäftsmodell mit auf und ist mit dem eigenen Dienst GeForce Now inzwischen aus der Beta raus. Das Besondere: Einmal über Steam (den Appstore für PC-Games) gekaufte Spiele können in der Cloud installiert und gestreamed werden.

Könnten. Denn erstens klappt das noch nicht bei allen Spielen zuverlässig. Und zweitens erkennt mein Cloud-Steam meinen Controller nicht. Und mit Maus und Tastatur möchte ich das sicher nicht zocken. Plus, ich müsste es dann umständlich über meinen Laptop per HDMI auf meinen Fernseher beamen, wenn ich ohne Lag im Wohnzimmer spielen will.

Dann lieber eine gemütliche Runde Overwatch aus der Cloud? Nö, denn sämtliche Blizzard-Spiele wurden kurzerhand aus GeForce Now entfernt. Vermutlich weil einer der beiden Parteien eingefallen ist, dass man da ja mal über Rechte verhandeln könnte – nachdem der Dienst aus der Beta raus ist und Leute Geld dafür bezahlen. Vielleicht später. Top. Und dann, hupsi, der selbe Käse mit Bethesda.

Playstation No

Vielleicht sollte ich Fallen Order einfach aufgeben? Immerhin gibt es gerade mit Death Stranding ein von der Presse als „groß, rätselhaft und nervenaufreibend“ gefeiertes Autorenspiel von Hideo Kojima. Das gibt es auf der Playstation. Aber eben nicht auf Playstation Now, dem dazugehörigen Streaming-Dienst.

Für den Streaming-Dienst gibt es dafür – Zitat Website – „aktuelle Blockbuster“ wie Overcooked 2, das inzwischen auch für den Taschenrechner meiner Oma verfügbar ist.

Fazit

Was beim Video-Streaming die Streaming Wars sind, erwartet uns jetzt auch für Videospiele. Nur: Noch etwas komplizierter, nerviger und kleinteiliger.

Die Anbieter müssen jetzt nachlegen und ihre Lizenzvergabe aufräumen, um die Spieler nicht abzuhängen. Beim Kampf der Plattformen für lokales Spielen (Steam vs. Epic Store vs. Origin und Co.) haben wir inzwischen einen aus meiner Sicht annehmbar konsolidierten Zustand des Marktes. Da muss Cloud Streaming auch hin.

Gelingt das auf absehbare Zeit nicht, wird die Cloud nicht marktfähig. Bestenfalls bleiben die Spieler dann bei der Heimkonsole. Schlimmstenfalls rollen sie wieder die Piratenflagge aus.

Ach, und wir brauchen in Deutschland mal endlich Glasfaser in die Häuser. Aber das sagen Experten ja nur seit 20 Jahren. Die anderen Länder können uns ja dann als Entwicklungshilfe ihre alten PS5 schicken, wenn Deutschland in ein paar Jahren endgültig abgehängt ist. Anderes Thema…

Falk Ebert

Falk Ebert hilft Firmen, die Vorteile der Digitalisierung für ihr business zu nutzen. Seit 2022 auch als freiberuflicher Berater. Neben dem Technologie-Optimismus ist er getrieben von seiner Liebe für die Wissenschaft, das Reisen in neue Länder und das Lernen von neuen Sprachen.