Es gibt so Momente, da nervt das Real Life. Diese Momente haben etwas mit fehlender Usability zu tun. Vergleicht man die Bedienbarkeit vieler Dinge im echten Leben mit dem, was sich auf dem Bildschirm abspielt, kann man nur noch den Kopf schütteln.
Diesen Vergleich stellen wir viel zu selten an. Warum? Weil wir schlechte Usability gewohnt sind. Wir schlucken sie, wo sie uns gewöhnlich vorkommt. Doch das muss nicht so sein!
Warum muss beispielsweise eine Waschmaschine so unglaublich schlecht gestaltet sein? Ganz im Ernst, ich wasche meine Wäsche schon lange selbst. Aber Folgendes treibt mich immer noch in den Wahnsinn: Warum zur Hölle, sollte man die Auswahl von nicht mal ordinal skalierten Optionen mit einem Drehrad vornehmen?
Das Ding ist doch kein Radio! Noch geiler sind die Fächer, in die man das Waschpulver und anderes Zeug reinschüttet. Bei vielen Maschinen sind die mit „|“ und „||“ beschriftet. Na, vielen Dank. Jetzt weiß ich ganz bestimmt, wo Chemikalie X reinkommt. Ist ja nicht so, dass die Branche zweihundert Jahre Zeit hatte, sich ein Icon dafür auszudenken und das dann auf die Maschine und die Packung aus dem Supermarkt zu drucken.
Vom Badezimmer zurück ins Wohnzimmer. Ähnlich geil auch das ganze TV- und HiFi-Zeug, das viele dort stehen haben. Die User-Interfaces sind ungefähr so einfach zu benutzen wie ein Zauberwürfel. Und genauso bunt. Jeder Sendersuchlauf ein Abenteuer. Besonders hilfreich sind dabei auch immer die Fernbedienungen.
Tausend Knöpfe, aber welcher davon mich ein verdammtes Navigationsmenü höher bringt, wird nicht so ganz klar. Und noch was: Habt ihr schon mal die „Appstores“ der neueren Fernseher-Generationen gesehen? Nein? Ok, dann lasst es bleiben. Es könnte euer digitalnatives Weltbild für immer zerstören.
Es geht auch anders. Zum Beispiel im Bereich Hauselektronik. Jahrelang haben wir Heizenergie verschwendet, weil die Geräte, die unsere Heizung programmieren können, viel zu umständlich sind. Und zack – kommt nest.
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Nein, das ist keine Designstudie. Das ist echt. Warum hat so etwas jahrelang niemand geschafft? Weil die richtigen Leute in der Branche schlichtweg gefehlt haben oder ignoriert wurden. Der Erfinder von nest heißt Tony Fadell und hat vor ein paar Jahren noch für Apple den iPod entwickelt.
Meine größte Hoffnung ist, dass sich eine solche Person irgendwann mal diesem Problem annimmt:
Unserem Staat und der dazugehörigen Bürokratie. Die größte Geldverbrennungsmaschine, die die Welt je gesehen hat. Niemand hat uns in der Schule beigebracht unser Steuerformular auszufüllen, geschweige denn, eine Selbstständigkeit oder Firmengründung über die Bühne zu bringen. Und nirgendwo kann man es, einfach und sinnvoll erklärt, nachlesen.
Klar, die Gesetze sind alle öffentlich. Aber nur, weil ich den Quellcode einer Software habe, macht es noch lange keinen Spaß, sie zu benutzen. Besonders, wenn sie so verdammt nutzerunfreundlich ist, wie Deutschland 1.0.
Wo bleibt der Steve Jobs des öffentlichen Rechts?
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